Verhaltensstörungen
Angststörungen zählen neben den depressiven Erkrankungen zu den am häufigsten vorkommenden psychischen Störungen in der Bevölkerung. Nach einer Studie der Bundesregierung leiden 10 % der Bevölkerung an behandlungsbedürftigen Angststörungen.
Angststörungen werden oft lange nicht erkannt, so dass es Jahre dauern kann, bis die richtige Diagnose gestellt wird. Inzwischen ist es zu einer Chronifizierung der Angststörungen gekommen mit einem Verlust an Selbstvertrauen, einer Verminderung der Lebensqualität, zu sozialer Isolierung und zusätzlichen seelischen Störungen wie Depressionen, Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit.
Angst gehört zu unseren lebenswichtigen Gefühlen. Sie schützt uns vor Gefahren und allzu großer Sorglosigkeit, und sie erhöht unsere Aufmerksamkeit. Wird die Angst jedoch übermäßig groß oder gar unrealistisch, dann engt sie in der Folge unseren Handlungsspielraum ein und hemmt unsere vitalen Interessen. Der daraus entstehende Leidensdruck weist auf behandlungsbedürftige Angststörungen.
Folgende Angststörungen werden unterschieden:
Verhaltensstörungen - Essstörungen
Essen ist ein menschliches Grundbedürfnis und hat verschiedene Funktionen. So dient es neben der Lebenserhaltung auch als Quelle von Genuss und kann im sozialen Rahmen eine wichtige kommunikative Rolle einnehmen, z.B. als Festessen, Essenseinladungen von Freunden u.a. Essen ist stark emotional besetzt und deshalb vielen verschiedenartigen Einflüssen bzw. Störungen ausgesetzt.
Bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Essstörungen sind mehrere Faktoren beteiligt. Während bei der Entstehung individuelle Gesichtspunkte im Vordergrund stehen, neben biologischen und genetischen Faktoren auch Merkmale der Persönlichkeit und ihrer Familien, geht es bei der Frage nach der Aufrechterhaltung verstärkt um soziale und kulturelle Einflüsse, z.B. unser heutiges Schlankheits- und Schönheitsideal. Deshalb können gerade in diesem Bereich Störungen auftreten, die Krankheitswert haben.
Sowohl ein Zuviel als auch ein Zuwenig an Essen kann gesundheitsschädlich sein. Innerhalb der Familie kann die Verweigerung des Essens der Ausdruck von Widerstand sein und einen Versuch der Abgrenzung darstellen wie auch den Versuch, sich den Anforderungen der Erwachsenenwelt (Sexualität, Beziehungen, Beruf, Leistung) zu entziehen und den Drang beinhalten, Kontrolle zu haben sowohl über den eigenen Körper als auch über die Familie.
Formen der Essstörungen:
A. Anorexie (Magersucht)
B. Bulimie (Ess-Brech-Sucht)
C. Adipositas per magna
Verhaltensstörungen - Persönlichkeitsstörungen
Was Persönlichkeitsstörungen genau sind, ist nicht ganz so leicht zu definieren, denn wo hören „charakterliche Eigenheiten" auf und wo fangen „Persönlichkeitsstörungen" an? Hierdurch wird bereits klar, dass es in diesem Bereich keine scharfen Grenzen gibt, sondern eine Gewichtung vorgenommen werden muss, wenn es um die Frage geht, ob die Diagnose von Persönlichkeitsstörungen gestellt werden muss.
Allgemein gesagt sind die Symptome bei Persönlichkeitsstörungen ähnlich denen anderer psychischer Störungen, wie z. B. Depressionen oder Angststörungen, nur dass sie schwerwiegender und tiefgreifender in die Persönlichkeit eingegraben sind.
Abhängig davon, wie die Umstände und Bedingungen in der Kindheit waren, kann jemand sich „normal" entwickeln oder in seiner Entwicklung und Entfaltung mehr oder weniger stark gestört werden. Macht jemand z. B. die Erfahrung, dass unterwürfiges Verhalten erwünscht und gefordert wird, während Impulse zu mehr Eigenständigkeit, zu mehr Autonomie unerwünscht sind und bestraft werden, kann sich hieraus eine innere Haltung entwickeln, sich im späteren Leben überall möglichst anzupassen und zu glauben, die tatsächlichen oder vermeintlichen Forderungen anderer immer erfüllen zu müssen.
Dies muss der oder dem Betroffenen gar nicht unbedingt bewusst sein. Da eigene Wünsche und Bedürfnisse hierfür aber oft unterdrückt werden müssen, kann jemand auf Dauer immer bedrückter werden und schließlich die Symptome einer Depression entwickeln. Liegt die Störung auf einer tieferen Persönlichkeitsebene, so kann sich jemand entwickeln, der immer unselbstständiger und abhängiger und hierdurch schließlich in seiner Lebensgestaltung eingeengt ist. Diese Persönlichkeitsstörungen sind dann die Grundstruktur, die ihrerseits zu Leiden und Beeinträchtigungen im persönlichen Leben, in der Beziehungsgestaltung, in der Familie und im Beruf führen kann. Gleichzeitig bildet sie den „Nährboden" für immer wieder auftretende Krisen.
Persönlichkeitsstörungen sind also gekennzeichnet durch tiefgreifende Störungen der persönlichen „Grundstruktur„ des Menschen.
Sie beeinträchtigen die Betroffenen erheblich in ihrer Lebens- und Beziehungsgestaltung, wodurch sie selbst und/oder ihre Umgebung leiden. Es gibt also nicht nur eine Form von Persönlichkeitsstörungen, sondern es werden verschiedene Persönlichkeitsstörungen unterschieden, die unten noch genau aufgeführt werden.
Da die „Grundstruktur", das „Fundament" der Persönlichkeit bei den Betroffenen gestört ist, treten häufig auch weitere Störungen auf, die auf diesem „Nährboden" gedeihen, wie z. B. zusätzliche Depressionen, Angststörungen, Essstörungen und dergleichen mehr. So können die Betroffenen dann unter Persönlichkeitsstörungen und gleichzeitig z. B. unter einer Angststörung leiden (Prinzip der „Komorbidität").
Verhaltensstörungen - Mobbing
Mobbing ist heute ein gängiger Begriff, mit dem schwere und meist langwierige Konflikte am Arbeitsplatz bezeichnet werden. Trotz des weithin bekannten Phänomens ist Mobbing für die Betroffenen oft lange nicht erkennbar. Häufig begeben sich Menschen erst nach jahrelangen Mobbing -Erfahrungen in ärztliche oder therapeutische Behandlung. Dann ist es meist schon zu einer schweren Beeinträchtigung der seelischen und körperlichen Gesundheit gekommen.
Menschen, die ständig der Kritik, Missachtung und Isolation ausgesetzt sind, entwickeln Stresssymptome, die einhergehen mit einem tiefen Gefühl der Verunsicherung und Angst. Einer Angst vor Ablehnung, etwas falsch zu machen und nicht gut genug zu sein. Es kommt zu innerer Unruhe, der Schlaf wird schlecht, tagsüber treten Konzentrationsstörungen auf. Meist reagieren die Menschen bereits in dieser Phase mit körperlichen Symptomen wie Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Störungen des Appetits (zu wenig oder zuviel Essen) und mit Erschöpfungszuständen ohne die Möglichkeiten der Erholung. Der seelische und körperliche Leistungsabfall löst wiederum Versagensgefühle aus, das Selbstvertrauen leidet, Menschen reagieren mit Scham und Schuldgefühlen und ziehen sich von ihrer Umwelt nach und nach zurück. Es kommt zu einer allmählich sich steigernden Existenzangst, die sich bis zu panikartig auftretenden Angstanfällen steigern kann.
Diese Entwicklung hat immer auch Auswirkungen auf das Privatleben und verursacht auch hier schwerwiegende Störungen in den Beziehungen. Der Mobbing -Betroffene kann die anhaltende Kränkungssituation nicht mehr ausgleichen, er ist völlig verfangen in diesem Erleben, kann nicht mehr abschalten. Er spricht nur noch von dem Unrecht, das ihm angetan wird und hat für seine Umgebung keine Aufmerksamkeit übrig. Seine schlechte Stimmung und seine grundlegenden Misstrauenshaltung allem gegenüber wirkt sich auf das familiäre Zusammenleben und den Freundeskreis aus, die nicht mehr in der Lage sind, diese Veränderungen aufzufangen und es kann auch dort zu schweren Zerwürfnissen führen.
Dies wiederum verstärkt nur die Verbitterung und den Rückzug des Mobbing -Betroffenen, der nun auch noch sein Privatleben zerstört sieht, bis hin zum Auftreten von schweren Depressionen. Es können sich jedoch auch auffällige Verhaltensweisen wie z.B. aggressive Verteidigungshaltungen und Persönlichkeitsveränderungen entwickeln. Bei manchen Mobbing -Betroffenen kommt es zu Symptomen ähnlich einer Posttraumatischen Belastungsstörung mit Alpträumen, Gedankenkreisen und innerer Unruhe.